Warum sprechen wir ein Glaubensbekenntnis?

Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist das bekannteste, aber nicht das einzige. Vor 1700 Jahren entstand das Bekenntnis von Nicäa. Und auch moderne Texte sind im Gesangbuch zu finden. Aber sie alle haben andere Funktionen, als den Glauben zu erklären.

„Ich glaube an Gott, den Vater ...“ Das Glaubensbekenntnis ist fester Bestandteil des Gottesdienstes. Das 1700-Jahre-Jubiläum der ersten großen Kirchenversammlung von Nicäa und das damals formulierte Bekenntnis (Evangelisches Gesangbuch Nr. 854) zeigen, dass es nicht nur das Apostolische Glaubensbekenntnis (EG 853) gibt. Auch moderne Glaubensbekenntnisse sind im Gesangbuch (EG 813 bis 818) zu finden. Viele Formulierungen und Bilder („Jungfrau“, „Reich des Todes …“) des Glaubensbekenntnisses erscheinen uns unzeitgemäß und schwer verständlich. Glaubensbekenntnisse benötigen ihre eigene Sprache. So wie Gedichte eine andere Sprache sprechen als Gebrauchsanweisungen oder Zeitungsartikel. Denn Glaubensbekenntnisse erklären den Glauben nicht, sondern haben andere Funktionen:

Wir sprechen das Glaubensbekenntnis in der Gemeinschaft der Christenheit über alle Zeiten und Orte hinweg. Es ist wie eine Gründungsurkunde oder eine Unabhängigkeitserklärung und verbindet alle Christ*innen zu einer globalen und zeitlosen Gemeinschaft.

Mit unserem Bekenntnis antworten wir auf Gottes Gute Nachricht. Ein Gottesdienst ist ein Wechsel aus Wort Gottes und Antwort der Menschen. Das Glaubensbekenntnis wird meist nach dem Evangelium oder der Predigt gesprochen. Mit ihm stimmen wir der frohen Botschaft von Gottes Liebe und Menschenfreundlichkeit zu.

Mit unserem Bekenntnis loben wir Gott. Für unsere orthodoxen Geschwister ist es Teil der Doxologie. Das heißt, die alten Worte des Glaubensbekenntnisses sollen Gott loben und ehren. Wir erkennen ihn öffentlich als Schöpfer, Retter und Vollender an und preisen ihn.

Mit dem Glaubensbekenntnis erinnern wir uns daran, getauft zu sein. Werden kleine Kinder getauft, sprechen Eltern, Pat*innen und Gemeinde noch stellvertretend das Glaubensbekenntnis. Sprechen wir es selbst, werden wir daran erinnert, dass wir durch die Taufe zu Gott und seinen Kindern gehören.

Mit unserem Bekenntnis nehmen wir einen Standpunkt in der Welt ein. Den Glauben offen zu bekennen, ist in vielen Gegenden der Welt gefährlich: Viele Christ*innen werden verfolgt. Auch wenn uns unser Bekenntnis keine Nachteile bringt: Mit ihm stellen wir uns an die Seite Gottes, der für Schwache, Notleidende und Entrechtete eintritt. Unserem Bekenntnis mit Worten soll ein Bekenntnis durch Taten folgen.

Autor: Markus Schaefer ist Leiter des Ökumene-Dezernats im Landeskirchenamt, Quelle: EKIR.info Nr. 2/April 2025

 

Konzil von Nicäa: Vor 1700 Jahren schloss das erste ökumenische Konzil (Kirchenversammlung) in Nicäa nahe dem heutigen Istanbul ab. In seiner Folge entstand das Glaubensbekenntnis, das bis heute in allen Kirchen anerkannt und gesprochen wird. Das Jubiläum ist Anlass, es mit allen Konfessionen zu bekennen, über Bekennen und Bekenntnis nachzudenken und über unsere Formen und Grenzen von Glaubensbekenntnissen zu diskutieren. Anregungen für die Gemeindearbeit, den Religionsunterricht und für Ökumene-Kreise gibt ein Faltblatt mit Hinführungen und Arbeitsfragen (url.ekir.de/z3r). Veranstaltungen und weitere Informationen zum Jubiläum findet man unter url.ekir.de/UyG.

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