Für die Chöre geht’s nach Westfalen

Stolberger Kirchenmusiker Gunther Antensteiner wechselt nach 25 Jahren nach Kamen – nicht ohne ein emotionales Abschiedskonzert mit der Kantorei Stolberg in der Martin-Luther-Kirche in Aachen-Brand zu geben.

Nach 25 Jahren verlässt Gunther Antensteiner die Kirchengemeinde Stolberg und Aachen-Brand mit ganz viel Vorfreude auf neue Aufgaben als Kirchenmusiker im westfälischen Kamen. Am Sonntag gab er zusammen mit der Kantorei Stolberg sein vorerst letztes Konzert als Angestellter der Kirchengemeinde in der Martin-Luther-Kirche in Aachen-Brand. 

Antensteiner trat im Jahr 2000 nach seinem kirchenmusikalischen A-Examen seine erste hauptamtliche Stelle als Kirchenmusiker in der Kupferstadt Stolberg an. „Mein Schwerpunkt war damals das Orgelspiel – von dem Instrument war ich schon als Kind fasziniert. Die Chorleitung war hingegen im Studium eher ein notwendiges Übel“, erinnert er sich. Das hat sich in den vergangenen 25 Jahren grundlegend geändert. Antensteiner leitete nicht nur die zur Kirchengemeinde gehörende Kantorei, sondern stand auch probend und dirigierend vor vielen weiteren Chören der Region, unter anderem beim Vokalensemble Primavoca in Eschweiler, beim Männergesangverein Fortissimo Regio und auch als nebenberuflicher Chorleiter und Organist in der katholischen Gemeinde St. Lucia in Stolberg. Er engagierte sich zudem in der Kulturszene der Kupferstadt, zum Beispiel als Organisator des Stolberger Konzertzyklus in der Finkenbergkirche und als Geschäftsführer des Stolberger Musiksommers. 

Vier Chöre erwarten ihn

Seine Liebe auf den zweiten Blick zur Chorleitung ist ein wesentlicher Grund für Antensteiner, zusammen mit seiner Frau, Misun Kim-Antensteiner, der liebgewonnenen rheinischen Heimat nun den Rücken zu kehren und den zweiten Start in seiner beruflichen Karriere in der Region seiner eigenen Herkunft zu wagen: Er wechselt zum 1. Mai an die evangelische Kirchengemeinde Kamen, an der er neben der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste an der Orgel vor allem für vier Chöre zuständig sein wird. 

„Der Chorgesang hat dort eine große Tradition. Es gibt eine Kantorei, einen Kammerchor und einen Kinderchor aus drei Altersgruppen. Außerdem ist eine Jugendkantorei im Aufbau“, erklärte der gebürtige Hagener voller Vorfreude auf die neuen Herausforderungen. Der neue Wirkungskreis erlaube es ihm außerdem, näher an seinen Eltern in Schwerte zu sein. „Das ist mit zunehmendem Alter der eigenen Eltern auch beruhigend.“ Mit 51 Jahren habe er zudem noch ausreichend viele Dienstjahre vor sich, um auch in neuer Umgebung noch prägend zu wirken. 

Ein letztes Konzert in der rheinischen Heimat

Passend zu seinem neuen Arbeitsschwerpunkt verabschiedete er sich am vergangenen Sonntag musikalisch mit einem Chorkonzert in der Martin-Luther-Kirche in Aachen-Brand: Wegbegleiter und Fans füllten den Kirchenraum fast auf den letzten Platz, um das breite musikalische Spektrum der Kantorei und damit auch ihres Chorleiters – von Madrigalen des 16. Jahrhunderts bis zum ABBA-Klassiker „Dancing Queen“ – zu beklatschen. 

Besonders freute sich Antensteiner, dass er auch noch einmal die Gelegenheit hatte, mit musikalischen Weggefährten zu musizieren. So begleitete Elke Hoffmann-Kittel die Kantorei am Klavier, Singer-Songwriter und Gitarrist Robert Gray sorgte zusammen mit Frank Hoffmann (Klavier) und auch einmal mit Antensteiner als Pianist mit vielen eigenen Songs für zauberhafte Momente. 

Der Sprung ins kalte Wasser

Antensteiner verlässt die Kirchengemeinde Stolberg und Aachen-Brand „mit ganz viel Dankbarkeit“, wie er nach dem Konzert sagte. „Vor 25 Jahren war es hier für mich ein Sprung ins kalte Wasser. Im Studium lernt man ja viel, aber bewähren muss man sich dann in der Gemeinde.“ Er habe immer viel Kollegialität erlebt – mit den Pfarrern, dem Presbyterium und besonders mit den Finanzkirchmeistern, „die immer wieder Wege gefunden haben, auch größere Konzerte zu ermöglichen“. Dazu gehörten zum Beispiel die Schöpfung von Haydn und die Bach-Kantate „Ein feste Burg ist unser Gott“, die Antensteiner mit der Kantorei und mehreren Gastsängern und -sängerinnen aus seinen anderen Chören verwirklichen konnte. 

„Ich hätte auch gern 25 Jahre mit Dir zusammengearbeitet“, fasste Pfarrer Max Heller, der erst im vergangenen Jahr seinen Dienst in der Gemeinde Stolberg und Aachen-Brand angetreten hat, den Abschiedsschmerz in der Gemeinde spontan am Ende des Konzerts in Worte. Die offizielle Verabschiedung folgt erst noch. „Auf Wunsch der Gemeinde spiele ich bei den Gottesdiensten an Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag in der Finkenbergkirche noch einmal die Orgel“, kündigte Antensteiner einen weiteren kleinen Abschiedsreigen an. Im Gottesdienst am Ostersonntag (20. April) wird er dann auch offiziell von der Gemeinde verabschiedet – „mit Segen und allem, was dazu gehört“, bestätigte Pfarrer Axel Neudorf.

(Text: Rauke Xenia Bornefeld)

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