28.08.2021

Ökumenischer Gedenkgottesdienst für Flutopfer im Aachener Dom gefeiert

Aachener Superintendent Hans-Peter Bruckhoff sprach über persönliche Erfahrungen in der Flutnacht in Gemünd - Bundespräsident rief zu schneller Hilfe für die Betroffenen auf

In Gedenken an die Verstorbenen und Betroffenen der Flutkatastrophe haben die christlichen Kirchen heute einen ökumenischen Gottesdienst im Hohen Dom zu Aachen gefeiert. Dazu eingeladen hatten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron. Im Anschluss an den Gottesdienst hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Ansprache. Als Gäste waren Betroffene mit konkreten Verlusterfahrungen, Helfer, Retter und Engagierte eingeladen. Neben Bundespräsident Steinmeier nahmen Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesratspräsident Reiner Haseloff, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Stephan Harbarth sowie die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, teil.

Wasser der Urft zerstörte Pfarrhaus des Superintendenten in Gemünd

Unter den Gästen aus der Region Aachen, die im Gottesdienst jeweils einen Erfahrungsbericht und eine Fürbitte sprachen, befanden sich die katholische Leiterin der Notfallseelsorge der Städteregion Aachen, Rita Nagel, und der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Aachen, Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff. Der Superintendent schilderte in eindrücklichen Worten die Erfahrungen in der Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli, als das Wasser der Urft auch das Pfarrhaus in Gemünd erfasste und zerstörte. Dabei beschrieb er, wie er und seine Frau durch die plötzlich hereinbrechende Katastrophe getrennt worden waren und sie im Pfarrhaus das Steigen des Wasserstands beobachten musste. Dabei entzündete sie eine Kerze, die Bischof Helmut Dieser im Jahr des Reformationsjubiläums 2017 den evangelischen Superintendenten der Region geschenkt hatte.

EKD-Ratsvorsitzender rief zur Entwicklung eines klimafreundlicheren Lebensstils auf

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm rief in seiner Ansprache zu einem Umdenken in Politik und Gesellschaft auf. „Vielleicht - das ist meine Hoffnung - werden Menschen in 20 Jahren zurückschauen auf diese Tage und im Rückblick sagen: Die Dramatik dessen, was damals passiert ist, die Abgründe an Leid, haben unser Land zum Nachdenken gebracht und zu einem Neuanfang geführt“, sagte Bedford-Strohm. Die Hochwasser seien „die Folgen des menschengemachten Klimawandels“ gewesen. Nötig seien eine Veränderung der Prioritäten in der Politik und die Entwicklung eines klimafreundlicheren Lebensstils. Er hoffe, „dass das Leid der Menschen, an dem wir alle so großen Anteil nehmen, unser Land verändert. Dass wir alles dafür tun, damit Menschen in der Zukunft solches Leid erspart bleibt.“

Bischof Georg Bätzing drückte seine Sprachlosigkeit angesichts der Katastrophe und des Unglücks der Menschen aus. „Welch eine Zerstörung in so kurzer Zeit! Was für eine Not! Es verschlägt einem die Sprache“, sagte er. Viele Menschen müssten den Tod ihrer Angehörigen betrauern, hätten Hab und Gut verloren. Angesichts dieser Erfahrungen sei es wichtig, „dass wir über all das Geschehene sprechen“. Nun brauche es „Zeit, bis Erfahrungen sacken, Verlust und Verletzungen verarbeitet werden können“. Eine Hilfe könnten bekannte Worte und Gebete wie das Vaterunser und die biblischen Psalmen sein.

Steinmeier dankte für die "überwältigende Hilfsbereitschaft"

Im Anschluss an den Gedenk-Gottesdienst hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Ansprache, in der er die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden zu schneller Hilfe für die Betroffenen aufrief. Steinmeier sprach den Hinterbliebenen sein tiefes Beileid aus und erinnerte an das Ausmaß der Zerstörungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, aber auch in den Nachbarländern: „Wir denken heute an die Menschen, denen die Fluten alles genommen haben: ihre Häuser, ihr Hab und Gut, ihre Erinnerungen, ihre Lebensträume“, sagte er. Das Staatsoberhaupt dankte für die „überwältigende Hilfsbereitschaft“ von Feuerwehr, Polizei, Rotem Kreuz, Bundeswehr und Verwaltungen sowie vielen Freiwilligen und Ehrenamtlichen, die angesichts der erschütternden Bilder aus ganz Deutschland angereist seien. Auch die großzügigen Spenden zeigten: „In der Stunde der Not sind wir ein starkes, solidarisches Land. Wir helfen einander. Wir stehen zusammen.“

Es sei eine schmerzhafte Einsicht, „dass wir uns vielleicht zu sehr in Sicherheit gewiegt haben“, sagte Steinmeier und mahnte auch mit Blick auf die Corona-Pandemie, die Antwort auf die jüngsten Erfahrungen könne nicht „einfach zurück zur Tagesordnung“ lauten: „Wir müssen Lehren ziehen aus dieser doppelten Katastrophenerfahrung und uns besser vorbereiten für künftige Krisen.“ Dazu gehöre, den Klimawandel mit aller Entschlossenheit zu bekämpfen. Seine Folgen hätten Europa erreicht, das zeige sich in diesem Sommer an verheerenden Regenfällen und an Feuersbrünsten rund um das Mittelmeer. Mitmenschlichkeit und Solidarität ließen aber zuversichtlich in die Zukunft schauen, betonte der Bundespräsident und sagte an die Adresse der Betroffenen: „Sie sind nicht allein! Wir hören Sie! Wir vergessen Sie nicht!“

(Text: epd / Kirchenkreis Aachen)

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