In Summe endeten am Sonntag 50 Jahre Pfarrdienst in der Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal - offiziell begangen in einem festlichen Abschiedsgottesdienst, in dem Pfarrerin Heike Hirt entpflichtet und gemeinsam mit ihrem Kollegen Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff in den Ruhestand verabschiedet wurde.
39 Jahre davon entfallen auf Bruckhoff, der zunächst als Hilfsprediger, dann als junger Pfarrer in der damals noch selbständigen Gemeinde Gemünd anfing, 11 Jahre steuert Heike Hirt bei, die nach beruflichen Stationen als Klinikseelsorgerin auf der Kinderonkologie und Aachener Gemeindepfarrerin in der Arche seit 2013 in der Trinitatisgemeinde aktiv war.
50 Berufsjahre bedeuten Raum für vielfältige Begegnungen mit Menschen, beruflich und privat, bei fröhlichen Anlässen und in traurigen Momenten. Dies machte auch Synodalassessor Pfarrer Martin Obrikat deutlich, der vor der Entpflichtung mit einigen persönlichen Worten auch seine fast 25 Jahre enge Zusammenarbeit mit beiden Revue passieren ließ. Denn seit 1998 war Heike Hirt als Skriba im Kreissynodalvorstand, Obrikat stieß im Jahr 2000 als Assessor hinzu. Wöchentlicher Austausch auf vertrauensvoller Basis der beiden Stellvertretungen mit dem Superintendenten prägten so viele Dienstjahre.
Vor der Entpflichtung teilten sich Hirt und Bruckhoff die Predigt über Psalm 63, “ein Psalm Davids, als er in der Wüste Juda war.” Pfarrerin Hirt führte in die Bedeutung der Psalmen als “Schwarzbrot für die Seele - schwer zu kauen, aber sättigend und nährend” ein und wies auf die Überschrift hin: Die Wüste sei einerseits ein unwirtlicher und menschenfeindlicher Ort, andererseits aber auch ein Ort der Gottesbegegnung - vielleicht sogar gerade in dieser existenziellen Not und Bedrohung.
Bruckhoff untersuchte genauer den Vers “Denn deine Güte ist besser als Leben; meine Lippen preisen dich”. Das hebräische Wort, das im Deutschen mit Güte übersetzt wird, habe im Ursprung noch eine vielfältigere Bedeutung: Beziehung, Gnade, Barmherzigkeit, Mitgefühl. “Gottes Güte macht mich lebendig, in guten und in schlechten Zeiten". Gerade in schlechten Zeiten - und ein Blick auf die aktuellen Nachrichten und Ereignisse könne einen schon verzagen lassen. “Doch wenn wir erst anfangen zu loben, wenn alles gut ist, dann verpassen wir den Anfang”. Auch ein zögerliches Lob - (zunächst) mit den Lippen, vielleicht (noch) nicht mit vollem Herzen - habe seine Berechtigung, “denn wir haben die befreiende Gewissheit, dass wir in der Not nicht allein sind”.
Den dritten Vers “So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum, wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit” sieht Heike Hirt unter zwei Gesichtspunkten: Gott im Tempel, in der Kirche, also in der Gemeinschaft zu suchen, sei richtig und wichtig, ein erster Schritt heraus aus Einsamkeit und Ohnmacht. Doch Macht und Herrlichkeit zu erwarten, sei ein Irrweg: “Denn Gott offenbart sich im Kreuz und durchkreuzt damit die Wünsche des Menschen nach einer Allmacht, die schnelle Lösungen bietet”.
Verstörend könnten die letzten Verse des Psalms wirken, die von Rachegedanken und Gewalt erzählen, so Hans-Peter Bruckhoff. Doch gebe es nun einmal diese Gefühle und es sei ehrlich, sie auszusprechen. Ein Verschweigen, ein In-sich-hinein-Fressen sei keine Lösung: “Erst da, wo wir unseren Zorn und unsere Wut rechtzeitig(!) teilen und darüber sprechen, werden andere Lösungswege möglich.”
In den zahlreichen Voten während des Gottesdienstes und auch in den Grußworten und Danksagungen während des anschließenden Empfangs wurde deutlich, auf wie viele Menschen Heike Hirt und Hans-Peter Bruckhoff mit seelsorgerlichem und menschlichem Rat, mit gemeinsamen Aushalten oder Vorangehen, mit dem richtigen Wort zur richtigen Zeit, mit Herz und Hand gewirkt und sich in den Dienst Gottes gestellt haben. So zeigte sich der Geschäftsführer der Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd (EvA), Malte Duisberg, überzeugt: “Die Jahreslosung für 2024 wurde auf das Jahr Eures Abschieds aus dem Berufsleben gewählt, weil sie genau Euer Handeln in all dieser Zeit beschreibt: ”Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe".
Text: Juliane Siekmann
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