Emotionaler Abschied von der Gemeinde

Pfarrerin Elke Gericke wechselt aus der Evangelischen Kirchengemeinde Stolberg ins Evangelische Militärpfarramt Aachen – „Sie war wie eine Lokomotive“

Im Gottesdienst zur Verabschiedung von Pfarrerin Elke Gericke aus der Evangelischen Kirchengemeinde Stolberg am vergangenen Sonntag flossen so viele Tränen, dass Superintendent Bruckhoff sich genötigt sah, vor der Entpflichtung noch einmal an den Anlass des Zusammenseins zu erinnern:  „Das Wort ‚Trauerfeier‘ fiel ja vorhin schon, aber es ist keine“, sagte er in seiner Ansprache. „Wir feiern heute einen Wechsel, und ein Wechsel kann auch wehtun.“ Zuvor hatte Pfarrerin Gericke mehrere Weggefährten und Weggefährtinnnen, vor allem aus Schulen und interreligiösem Dialog, darum gebeten, ihre Wünsche für die zukünftige Zusammenarbeit mit der Gemeinde zu formulieren. Dem konnten einige nur weinend nachkommen, und so sagte eine von ihnen, Khairun Mazeena Ismail, schließlich, nachdem sie die Fassung wiedererlangt hatte: „Ich hasse Trauerfeiern. Deshalb wollte ich heute erst nicht kommen, aber ich muss mich doch wenigstens verabschieden.“ Auch im Publikum hatten da schon viele ihre Taschentücher benötigt.

Streitbare Theologin mit hohen Erwartungen

Sechseinhalb Jahre war Pfarrerin Elke Gericke in Stolberg als Gemeindepfarrerin tätig. Sie selbst sagte, diese Jahre seien die intensivsten ihres Lebens gewesen und sie sei sehr froh darüber, weiterhin in Stolberg zu leben. Seit Anfang Dezember hat Elke Gericke nun eine neue Aufgabe als Militärseelsorgerin in Aachen übernommen. In der Stolberger Flüchtlingsarbeit wolle sie aber auf jeden Fall weiter mitwirken, kündigte sie an. „Ich bin heilfroh, dass ich hier im Kirchenkreis bleiben werde und freue mich auch auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Superintendenten“, sagte sie. Offiziell in ihr neues Amt eingeführt wird die Pfarrerin am 27. April in der Auferstehungskirche in Aachen, dann jedoch nicht von Superintendent Bruckhoff, sondern vom Evangelischen Militärbischof Dr. Sigurd Rink aus Berlin. „Es ist schon kräftig spürbar, dass etwas bleibt von deiner Arbeit hier in Stolberg“, sagte Superintendent Bruckhoff an Pfarrerin Gericke gerichtet. „Du hast der evangelischen Kirche eine Stimme und ein Gesicht gegeben, und es ist anschaulich geworden, was das hier vor Ort bedeutet hat. Außerdem warst du eine streitbare Theologin, die viel von sich selbst und von anderen erwartet und es weder sich noch anderen bequem macht.“

Treibende Kraft im interreligiösen Dialog

Ahmet Ekin, Vorsitzender des Stolberger Integrationsrates, drückte sein Bedauern darüber aus, dass Pfarrerin Gericke die Kirchengemeinde verlässt und sagte, sein Wunsch sei es, dass sie als engagierte Mitstreiterin und Freundin im Kreis bleibe und weiter mitmache: „Sie waren die treibende Kraft.“ Nicole Belz von der Sekundarschule Stolberg und Monika Vecqueray von der Gutenbergschule sagten, das Engagement der Kirchengemeinde sei weiterhin unverzichtbar für die Schulen. So meinte Nicole Belz: „Wir brauchen jemanden, der zu uns kommt und uns erzählt, dass Kirche lebendig ist.“ Und Monika Vecqueray ergänzte: „Viele  Kinder leben heute religionslos. Durch dich konnten wir die Religion bei ihnen wiederbeleben, das war schön, hat den Kindern Spaß gemacht, und uns auch.“ Muarem Zaimi von der albanischen Moschee in Stolberg wünschte sich ebenso wie Ahmet Ekin, dass Pfarrerin Gericke weiter in der Integrationsarbeit engagiert sei und sagte: „Sie war wie eine Lokomotive.“ Gerickes katholischer Amtskollege, Pastor Hans-Rolf Funken, lobte vor allem dass sie „das Wort Gottes authentisch und echt“ weitergebe. „Das ist das Wichtigste, was wir machen können, und darin gleichen wir uns“, sagte er. „Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch in Zukunft dazu beitragen, dass viele Menschen innerlich von Gottes Wort berührt werden.“

Aufruf an die Gemeinde loszulassen

Elke Gericke dankte zum Abschied Kantor Gunther Antensteiner und der Kantorei der Kirchengemeinde für die Gestaltung dieses Gottesdienstes und aller früheren. Außerdem bedankte sie sich bei den Mitarbeitenden der Kirchengemeinde und den Mitgliedern der Frauenhilfe sowie bei ihrer Familie. Ihr Ehemann und ihre Tochter seien immer wesentlich an der Gemeindearbeit beteiligt gewesen und sie wisse es sehr zu schätzen, in ihrem Mann auch einen Glaubensbruder zu haben. Beim Empfang, der sich an den Gottesdienst anschloss, ergriff neben dem stellvertretenden Bürgermeister Patrick Haas und Pastor Dieter Grode Militärdekan Reinhard Gorski das Wort. Bei aller Wehmut unter den Anwesenden fand er deutliche Worte an die Adresse der Gemeinde. Gorski sagte mit Nachdruck: „Behaltet die Elke in liebevoller Erinnerung, aber lasst sie los. Sie ist jetzt nicht mehr eure Gemeindepfarrerin.“

(Text und Bilder: C. Braun / Kirchenkreis)

Weitere Eindrücke von der Verabschiedung Elke Gerickes:

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